Mit großer Wahrscheinlichkeit tun wir nur das Alltägliche. Im Museum oder im Theater darf man als Rezipient normalerweise nicht viel tun. Wenn neuerdings in „Kunst“-Institutionen „Wirkliches“ oder wenn außerhalb von „Kunst“-Institutionen Kunst auftritt, kann man kaum unbeteiligt sitzenbleiben. Neue Kunst provoziert Reaktionen und Aktionen. Sie lädt Echtes in die Kunstinstitutionen ein und tritt selbst als Kunst außerhalb der Institutionen auf. Sie kann durch diese Wechsel überhaupt Aufmerksamkeit und einen Anstoß zum Handeln schaffen.
Als „politisch“ kann Kunst immer verstanden werden: Kunst, die Aussteigen ermöglicht, oder Kunst, die konstatiert, was ist, oder Kunst, die zum Eingreifen auffordert. Dass Künstler selbst mit ihrer Kunst in die Gesellschaft eingreifen, ist nicht selbstverständlich. Aber Joseph Beuys, Hans Haacke, Klaus Staeck, Jochen Gerz oder Christoph Schlingensief haben mit ihren Aktionen große Öffentlichkeit erreicht.
Welche Rolle haben Betrachter bei neuer Kunst? Die in diesem Semester hier möglichen Begegnungen mit Künstlern, die bei ihren künstlerischen Arbeiten kommunikativ agieren, können wir nutzen. Was sind eigentlich unsere eigenen Ansprüche? Und ist das Verhalten dieser Künstler jeweils modellhaft? Wie sind hier die sehr reflektierten, unkonventionellen Ansprüche besser zu verstehen?
Donnerstag / 20 Uhr c.t. / HS 1010
Donnerstag 12.05.16 | Wochenklausur „Soziale Interventionen“ haben, wenn sie offiziell von staatlichen Stellen in Gang gebracht werden, ihre ganz eigenen Rituale und Schwierigkeiten. Die Künstlergruppe „Wochenklausur“ entwickelt und betreut an Brennpunkten und Problemstellen (und auch in Europa gibt es viele) immer neue, unerwartete Formen von Engagement für die jeweilige Gesellschaft. Beispiele: Wie können Studenten in Porto mietfrei wohnen? Welche Konsequenzen hat eine Regionalwährung? Wie kann das Leben im Kölner Stadtteil Deutz verbessert werden? |
Donnerstag 02.06.16 | Zentrum für Politische Schönheit Mit der Aktion „Die Toten kommen“ hat das Zentrum für Politische Schönheit im Sommer an die vielen gestorbenen Flüchtlinge erinnert. Plötzlich waren da Gräber in den deutschen Innenstädten, in Freiburg zum Beispiel vor der Johanneskirche, vor dem Theater oder vor dem Rathaus, in Münster zum Beispiel am Stadtwall. Mit einer grabgroßen Erdaufschüttung, mit Grablichtern, Blumen und Kreuzen irritierten diese Gräber in der unmittelbaren Umgebung und waren zusammen mit der tatsächlichen Beerdigung des Leichnams eines auf der Flucht Gestorbenen Anlass für grundsätzliche Diskussionen zum Umgang mit der eskalierenden Fluchtproblematik. |
Donnerstag 09.06.16 | Josef Mackert Der ehemalige Chefdramaturg am Theater Freiburg arbeitet eher an den Rändern klassischer Theatervorstellungen. Er stellt aus der Perspektive des Theaters die neuen offenen, partizipativen, postdramatischen Formen vor. Josef Mackert hat 2010 die Freiburger Kunstaktion (HE)ART OF THE CITY mit initiiert und behandelt hier künstlerische Interventionen, die sich zugleich als künstlerische Forschung verstehen. |
Donnerstag 30.06.16 | Lukas Matthaei In Freiburg ist vom 15.04. bis 23.04.2016 Lukas Matthaei mit seinem Projekt „SUPERKÖRPER. Eine stadtweite Verhandlung über Lebenserwartungen“. Er untersucht gemeinsam mit Bürgern, welche Forschungen die „Life Sciences“ in Freiburg verfolgen und welche Vorstellungen vom guten, langen Leben sie bestimmen. Wie verstehen wir überhaupt, was in der eigenen Stadt passiert? Was bedeutet das für die eigenen Aktionsmöglichkeiten? „Urban Art“ lädt hier zum Teilnehmen ein und irritiert im alltäglichen Raum so, dass Teilnehmen überhaupt sinnvoller wird. |
Donnerstag 14.07.16 | Angeli Janhsen Als Professorin für Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt bei moderner und zeitgenössischer Kunst untersucht Angeli Janhsen den Kontext der neuen Kunst bei Aktionskunst, Partizipation. Joseph Beuys oder Klaus Staeck sind längst Klassiker – was hat sich von ihnen her entwickelt? |