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Samstags-Uni: In vino veritas? Wein – Kultur – Wissen

Studium generale der Universität Freiburg und Volkshochschule Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (WBI)

Weinreben im Colombipark 2 Bild: Studium generale

Der Weinbau prägt unsere Landschaft am Oberrhein seit alters, er ist ein wichtiger Kultur- und Wirtschaftsfaktor und trägt viel zur Heiterkeit und Genussfreudigkeit unseres Lebensstils bei: Mit Kaiserstuhl und Tuniberg, Markgräflerland, Breisgau und Ortenau kann die Regio gleich mehrere Anbaugebiete mit klangvollen Namen und großen Gewächsen vorweisen, das 1919 auf Beschluss des Badischen Landtages gegründete Staatliche Weinbauinstitut (WBI), eine der führenden önologischen Versuchs- und Forschungsanstalten in Deutschland, hat seinen Sitz in Freiburg, und auch die Albert-Ludwigs-Universität besitzt ihre eigenen Weinlagen und baut als eine von sehr wenigen deutschen Hochschulen ihren eigenen Universitäts-Wein an. Grund genug für die Samstags-Uni von Studium generale und Freiburger Volkshochschule, sich in ihrer 32. Staffel im Wintersemester 2023/24 – diesmal in kollegialer Kooperation mit dem WBI – dem Wein im ganzen Reichtum seiner natur- wie kulturwissenschaftlichen Bezüge zu widmen. In gewohnt interdisziplinärer Perspektive setzt sich der Vortragszyklus ein doppeltes Ziel: Er will einen fundierten Überblick vermitteln über die botanischen, önologischen und ökologischen Grundlagen des Weinanbaus von der Biologie der Edlen Weinrebe (vitis vinifera) über die Stationen ihrer winzerischen Verarbeitung in Weinberg, Kelter und Weinkeller bis hin zu gegenwärtigen Herausforderungen des Weinbaus im Zeichen des Klimawandels oder neuer Verbrauchertrends. Und er will einen Eindruck vermitteln von den vielfältigen kulturellen Bedeutungsdimensionen, die dem Wein als dem wahrscheinlich anspruchsvollsten, vielseitigsten und ‚obertonreichsten‘ Getränk der Menschheitsgeschichte im Prozess seiner ca. 7.000-jährigen Kultivierung zugewachsen sind: in Religion und Ritus, Kulinarik und Festkultur, in Literatur-, Kunst- und Kulturgeschichte ebenso wie in Medizin, Wirtschaft und Handel.

Die Vorträge finden wöchentlich in Präsenz im Kollegiengebäude I der Universität statt. Sie werden außerdem aufgezeichnet. Zu finden sind die Mitschnitte hier auf dieser Seite über die Links bei den einzelnen Vorträgen und gesammelt auf dem Medienportal des Studium generale

 

Samstag / 11 Uhr c.t. / HS 1010 (Kollegiengebäude I) 

Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Zimmermann
(Seminar für Griechische und Lateinische Philologie, Universität Freiburg)

Im Zeichen des Dionysos. Wein in der Antike

Samstag, 21.10.23

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Prof. Dr. Bernhard Zimmermann

Eine herausragende Bedeutung kommt in der griechischen Literatur dem Wein zu. Weinbau ist Ausdruck einer zivilisiert lebenden Gesellschaft. Wein ist ein Geschenk des Gottes Dionysos an die Menschheit. Er ist Quelle der Inspiration, er kann Sorgen lösen, kann aber auch das vernünftige Denken ausschalten. In dem Vortrag wird in einem Streifzug den Spuren des Weines in der antiken Literatur nachgespürt.

 

 

 

Prof. Dr. Peter Nick
(Botanisches Institut, Abt. Molekulare Zellbiologie, Karlsruher Institut für Technologie KIT)

Weinrebe und Menschen – wie es war und wie es sein wird

Samstag, 28.10.23

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Peter Nick

Die Weinreben sind merkwürdige Wesen – selbst heute ist noch nicht klar, wie sie mit den anderen Blütenpflanzen verwandt sind. Sie zählen zu den ersten Kulturpflanzen, die von uns Menschen in Kultur genommen wurden, aber neuere Erkenntnisse legen nahe, dass die besondere Beziehung zwischen Rebe und Menschen schon lange vor Homo sapiens begann. Außer Zweifel steht jedoch, dass Wein eines der ersten globalen Handelsgüter war und so die Ausbreitung neuer Ideen und kulturellen Errungenschaften beförderte, nicht nur in Europa, sondern sogar bis nach Ostasien. Diese Geschichte hat im Erbgut der Weinrebe Spuren hinterlassen, die es zu lesen gilt. Vier Jahre harte Arbeit, Forschungsgruppen aus 16 Ländern, fast 4000 Genome – die Frucht dieser Mühen wurde im März 2023 in Science publiziert. Die Wildrebensammlung am Karlsruher Institut für Technologie spielte dabei eine wichtige Rolle. Es zeigte sich, dass die Weinrebe zweimal unabhängig domestiziert wurde. Einmal im Kaukasus, um daraus Wein zu keltern, ein zweites Mal im Nahen Osten, um sie als Tafeltraube zu nutzen. Bei ihrer Wanderung nach Westen gab es zahlreiche Amouren mit den lokalen Wildreben, woraus die große Vielfalt von Weinreben entstand. Dieses Projekt brachte Menschen aus 16 Ländern zusammen, trotz teilweise schwieriger politischer Umstände und erlaubt einen tieferen Einblick in die komplexe Geschichte dieser Kulturpflanze, die nicht nur Zivilisationen stiftete, sondern auch als eines der ersten globalen Handelsgüter, die von Geographie, Sprache und Religion gezogenen Grenzen überwand. Der so geschaffene Wissensschatz ist noch nicht einmal angekratzt - während die Weinrebe im Wechselspiel zwischen klimatischen Umbrüchen und menschlicher Wanderung zahlreiche Regionen eroberte, sammelte sie Gene ein, die ihr erlauben mit zahlreichen Widrigkeiten fertig zu werden. Diese Gene können nun dabei helfen, den Weinbau gegen den Klimawandel zu wappnen. Wir haben schon damit begonnen - mit unserem Interreg Oberrhein Projekt Kliwiresse.

Dr. Daniel Deckers
(Frankfurter Allgemeine Zeitung / Hochschule Geisenheim University)
„Menschen wie wir“ – Juden und die deutsche Weinkultur

Samstag, 04.11.23

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Daniel Deckers

Das Thema „Wein und Judentum“ hat viele Facetten – zumeist religionsgeschichtliche, selten wirtschaftsgeschichtliche. Gar nicht im öffentlichen Bewusstsein ist die eminente Bedeutung des jüdischen Weinhandels für das Ansehen deutscher Spitzenweine weltweit – und das weit über das Jahr 1933 hinaus. Eine Spurensuche.

 

Prof. Dr. Rainer Luick
(Professur für Natur- und Umweltschutz, Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg)
Extensive Schafbeweidung von Weinbergen – ein innovatives, ökologisches und auch ökonomisches Managementsystem

Samstag, 11.11.23

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Rainer Luick

Wer an Schafe im Kontext von Weinbau denkt, wird vermutlich einen guten Rotwein mit einer Lammkeule assoziieren. Dass Schafe bei der Weinbewirtschaftung eine Arbeitsentlastung sein können und dass Rebkulturen mit ihnen bessere Ökosystemleistungen erbringen können, erschließt sich vordergründig nicht sofort. Schafe (mit ihren Exkrementen und dem vermuteten Befressen der Rebpflanzen) und die Erzeugung hochqualitativer Trauben gelten doch eher als Ausschlussfaktoren – oder doch nicht? Diese vorteilhaften Aspekte wurden bisher aber nie im Sinne eines integrativen Managementsystems systematisch untersucht. Im Rahmen eines fünfjährigen Forschungsprojektes, das dieses Jahr zu Ende ging, wurden fundierte Informationen zu wesentlichen Stellgrößen dieser Landnutzungsform erarbeitet. Der Vortrag stellt die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsvorhabens vor und diskutiert mögliche Schlüsse und Empfehlungen.

Prof. Dr. Magnus Striet
(Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und Philosophische Anthropologie, Universität Freiburg)
Vinofreies Christentum, undenkbar!

Samstag, 18.11.23

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Magnus Striet

Historisch ist vieles umstritten, aber eines nicht: Dass bereits in den Anfängen des Christentums der Wein in den Gedächtnisfeiern eine elementare symbolische Bedeutung eingenommen hat. Er stand für das Blut Christi, „vergossen für unsere Sünden“. Aber ist der konsekrierte Wein das Blut Christi? Trinken die aus dem Kelch trinkenden Gläubigen das Blut Christi? Wie ist dies zu verstehen? Der Vortrag wird ernüchtern. Zugleich wird deutlich werden, worum es eigentlich in der Weinsymbolik des Christentums geht. Um einen bitteren Ernst, notfalls bis zum Tod. Allerdings nicht nur: In der Weinsymbolik geht es zugleich um die Freude am Dasein, das Glück des Seindürfens. 

Dipl. Ing. Bernhard Huber
(Staatsweingut Freiburg / Staatliches Weinbauinstitut WBI, Freiburg)
Vom Weinberg bis zur Flasche –
oder: Wie entsteht ein guter Wein?

Samstag, 25.11.23

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Bernhard Huber

Weingenuss ist wesentlich eine Frage der Sensorik, und wie bei allen Sinneswahrnehmungen sind die individuellen Unterschiede und subjektiven Präferenzen dabei groß. Daher wird auch der „beste Wein“ immer nur der „beste Wein für mich“ sein, und tatsächlich unterscheiden sich Weinstilistiken wie bevorzugte Rebsorten nach Zeit und Raum beträchtlich. Dennoch entscheiden auf dem langen Weg von der Traube bis zur Flasche auch viele ‚objektive‘ Faktoren darüber, ob wir am Ende einen guten Wein erwarten dürfen. Ziel der Erzeuger ist es zunächst, einen handwerklich einwandfreien Wein zu produzieren, der frei ist von Weinfehlern wie Fehlgärungen, Oxidation oder Kork. Für Individualität im Glas spielen im Weinberg das Alter der Rebenstöcke, die Nährstoff- und Wasserversorgung, der Witterungsverlauf eines Jahres sowie die Gesundheit und Qualität der Trauben eine Schlüsselrolle, und natürlich kommt dem Boden in geeigneten Lagen eine ausschlaggebende Bedeutung zu. Individuellen Einfluss auf das Endprodukt kann der Kellermeister durch den Lesezeitpunkt, die Arten der Lese (z.B. manuell oder maschinell) und vor allem durch die Art des Weinausbaus im Keller, ja selbst noch durch die gewählte Verschlusstechnik der Flaschen nehmen. Diesen komplexen Weg des Weins vom Rebstock bis zu einem erfreulichen Ergebnis im Glas möchte der Vortrag aus der Sicht und mit dem Erfahrungswissen des Praktikers beleuchten.

Prof. Dr. Michael Matheus
(Historisches Seminar, Universität Mainz)
Wein und Bier. Zur Geschichte von Grundnahrungsmitteln und Luxusartikeln in Europa

Samstag, 02.12.23

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Michael Matheus

Bier gilt vielen als Nationalgetränk der Deutschen. Tatsächlich waren Wein und Bier in der Vergangenheit in vielen europäischen Ländern als Grundnahrungsmittel und Luxusartikel unverzichtbar, so auch im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Bei der Herausbildung von Bier- und Weinlandschaften spielten und spielen klimatische Bedingungen und Veränderungen eine wichtige Rolle. Dabei wurde der Wein in der Antike und der Vormoderne auch in Bierlandschaften höher geschätzt als der Gerstensaft. Demonstrativer Weinkonsum markierte und bekräftigte soziale Rangabstufungen. In vorliegenden historischen Darstellungen wird die Geschichte dieser Getränke in der Regel separat behandelt. Im Vortrag werden hingegen beide Konsumartikel in europäischer Perspektive und unter besonderer Berücksichtigung der Landschaften am Rhein und seinen Nebenflüssen in den Blick genommen.

Dr. René Fuchs
(Referatsleiter Phytopathologie und Diagnostik, Staatliches Weinbauinstitut WBI, Freiburg)
Sicherung von Ertrag und Qualität im Weinberg

Samstag, 09.12.23

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René Fuchs

Die Weinrebe ist eine schöne, jedoch auch eine empfindliche Kulturpflanze, die von einer Vielzahl unterschiedlicher Krankheitserreger und Schädlinge befallen werden kann. Allein 86 verschiedene Viren konnten in Reben nachgewiesen werden. Allerdings sind Rebvirosen nicht die schlimmste Gefahr im Weinberg. Von viel größerer ökonomischer Bedeutung für den Weinbau in Deutschland sind Rebkrankheiten, die durch Pilze oder pilzähnliche Organismen verursacht werden. Zu den wichtigsten Vertretern gehören die Erreger des Echten Mehltaus bzw. des Falschen Mehltaus. Diese beiden Rebkrankheiten können je nach Witterungsbedingungen und Anfälligkeit der Rebsorte enorme Schäden verursachen, bis hin zum Totalverlust der Ernte. Um Qualitäts- und Ertragseinbußen zu vermeiden, müssen entsprechende Pflanzenschutzmaßnahmen ergriffen werden. Welche Maßnahmen dabei genau durchgeführt werden und wie diese mit den politischen Zielen hinsichtlich weniger Pflanzenschutzmitteleinsatz vereinbar sind, ist Teil des Vortrags.

Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig
(Präsident von ERIH – European Route of Industrial Heritage, CEO/Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte a.D.)
Der Wein – Die Pforte zum Himmel und das Echo in Kunst und Kultur

Samstag, 16.12.23

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Meinrad Maria Grewenig

Seit der Antike gilt: „Wein verleiht den Menschen gottähnliche Kräfte“. Im alten Ägypten besetzte Osiris, der Gott des Todes, die Schwelle vom Diesseits zum Jenseits. Er war Herr des Weins im Überfluss. In der griechischen und römischen Kultur verkörperten die Göttergestalten Dionysos und Bacchus den Wein. Die Symposien der Antike wären ohne Rebensaft unvorstellbar. Im Christentum ist der Wein Symbol und Ausdruck des größten Mysteriums – des Blutes Christi. Der Vortrag lotet den kulturellen Resonanzraum dieses Kulturgetränkes von der altägyptischen Zeit bis zur Gegenwart aus.
1996 präsentierte Meinrad Maria Grewenig, damals Direktor des Historischen Museums der Pfalz in Speyer, mit seinem Team die Ausstellung: „Mysterium Wein - Die Götter, der Wein und die Kunst“. Dieser Meilenstein in der Museumsgeschichte mit seinen 486 gezeigten Meisterwerken ist bis heute das größte Ausstellungsprojekt zum Thema in der Welt. Mit nahezu 114.000 Besuchern war es eine der bestbesuchten Museumsausstellungen in Deutschland. Die Zeitschrift Capital bewertete das Katalogbuch zu “Mysterium Wein” als wichtiges und umfassendstes Kompendium zur Kultur und Geschichte des Weins. Die Forschung zum Thema beschäftigt Meinrad Maria Grewenig bis heute.

Prof. Dr. Hans-Eckart Schaefer
(Pathologisches Institut, Universitätsklinikum Freiburg)
Wohl und Wehe gesunden Weingenusses

Samstag, 13.01.24

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Hans-Eckart Schaefer

Wein mag zu den ältesten Quellen von Alkohol zur glücksempfindenden Stimulation mesolimbischer Hirnzentren rechnen. Da die Vergärung von Traubenmost durch Saccharomyces zu Wein ein komplexes, zumal unter Sauerstoffeinfluss labil verderbliches und dann nicht immer schmackhaftes Produkt liefert, haben sich in einer mehr als 2000-jährigen Tradition Techniken zur Konservierung, Affinierung, ja schließlich auch toxischen Denaturierung etabliert. Beispielhaft hervorgehoben sei der von Plinius dem Älteren († 79) und Lucius Iunius Moderatus Columella (kontemporär) empfohlene Zusatz von Sapa, einem mit Blei angereicherten Traubensirup, um sauren Wein zu versüßen und durch den Bleigehalt zugleich haltbar zu machen. Deutsche Übersetzungen von De Re Rustica sind als land- und weinwirtschaftlicher Leitfaden bis mindestens 1769 gedruckt worden. Nachdem die oft verwirrende Symptomatik chronischer Bleiintoxikationen – Saturnismus – nicht mehr zu übersehen war, fanden als Ersatz bis in die Gegenwart diverse Chemieprodukte von Frostschutzmitteln bis zu Nematiziden ihren Weg in den Wein, heute weitgehend ersetzt durch wohl unbedenkliche Sulfite. – Abseits von den nun weniger relevanten toxischen Zusatzstoffen muss jede Evaluation des dem Weingenuss innewohnenden Gefährdungspotentials die reine Alkoholwirkung berücksichtigen. Die Manifestationen akuter oder chronischer Alkoholschäden präsentieren sich überaus heterogen, abhängig von Dauer und Dosis, vor allem aber auch von sehr variablen individuellen Toleranzspektren. – Im Extrem sind Feten enorm vulnerabel, weswegen schon geringste Alkoholbelastungen während der Schwangerschaft FAS (lebenslang behinderndes Fetales Alkohol-Syndrom) verursachen können. – Die Effizienz der den Äthanol-Abbau besorgenden Leberenzyme unterliegt einer polymorphen genetischen Steuerung, deren Wirkung u.a. von Geschlecht und Rasse beeinflusst ist und u.a. mindere Alkohol-Toleranz bei Frauen und gewissen ostasiatischen Ethnien erklärt. – Auch sog. Komorbiditäten, z.B. die hereditäre Hämochromatose (angeborene Neigung zur Eisenakkumulation bei Trägern gewisser Normannen-Gene), oder Situationen einer gestörten Inaktivierung von Sauerstoffradikalen steigern die Alkoholempfindlichkeit. – Umgekehrt kann Weingenuss insofern gesundheitsfördernd sein, als bestimmte Inhaltsstoffe des Weines die Resistenz gegenüber atherogen wirkendem oxLDL (oxidiertes Low density lipoprotein) fördern und so das „French Paradox“, also eine geringere Inzidenz von KHK (Koronare Herz-Krankheit) bei französischen Rotweintrinkern, erklären. – Bei Beachtung unserer individuellen Risikoprofile mögen wir der psychisch wohlwollenden Bewertung durch Goethe folgen:
                         Daß aber der Wein von Ewigkeit sei,
                         Daran zweifl‘ ich nicht;
                         Oder daß er vor den Engeln geschaffen sei,
                         Ist vielleicht auch kein Gedicht.
                         Der Trinkende, wie es auch immer sei,
                         Blickt Gott frischer ins Angesicht.

!! ENTFÄLLT !!
Prof. Dr. Hanns-Heinz Kassemeyer
(Staatliches Weinbauinstitut WBI, Freiburg / Botanischer Garten der Universität Freiburg)
Neue Rebsorten für den ökologischen und nachhaltigen Weinbau –
Haben Riesling, Spätburgunder, Grauburgunder ausgedient? 

Samstag, 20.01.24

Hanns-Heinz Kassemeyer

Riesling, Spätburgunder, Grauburgunder und die vielen weiteren wohlklingenden Namen traditioneller Rebsorten sind mit ganz bestimmten Geschmackseindrücken und Weinbauregionen verbunden. Wie steht es um die Zukunftsfähigkeit dieser seit Generationen bewährten Sorten und sollen sie nun durch neue, bisher unbekannte abgelöst werden? Diese Frage steht im Spannungsfeld zwischen den Herausforderungen des Klimawandels für den Weinbau und den Forderungen nach dem Schutz der Umwelt und nachhaltigerer Produktion. Alle traditionellen Rebsorten aus den europäischen Weinbauregionen sind hochanfällig für die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts von Amerika nach Europa eingeschleppten Pflanzenkrankheiten, den Echten Mehltau der Weinrebe und die Rebenperonospora. Nur durch die Anwendung von modernen Fungiziden oder im ökologischen Weinbau von Kupfer und Schwefel können Ertrags- und Qualitätsverluste vermieden werden. Im Zuge des Green Deals der Europäischen Union besteht die Forderung, zum Schutz der Umwelt und zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft den Einsatz von Fungiziden, einschließlich kupferhaltiger Präparate, erheblich zu reduzieren. Ein Weg, um diese Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit zu erfüllen, sind neue Sorten mit hoher Resistenz gegen beide Krankheiten.
Der Vortrag stellt Methoden zur Einkreuzung von Resistenzen in die traditionellen Sorten der europäischen Weinrebe vor, eine Züchtungsarbeit, aus der inzwischen eine Reihe von Sorten mit guter Resistenz und hohem Qualitätsniveau (sog. Piwi-Sorten = pilzwiderstandsfähige Sorten) hervorgegangen sind. Aufgezeigt werden die Bedeutung dieser Piwi-Sorten für den nachhaltigen Weinbau und ihre Rolle im Transformationsprozess zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaresilienz. Auch die für jeden Weinfreund wichtige Frage nach dem zukünftigen Stellenwert der traditionellen Sorten wird diskutiert.

Prof. Dr. Werner Frick
(Deutsches Seminar, Universität Freiburg)
„So lang‘ man nüchtern ist, / Gefällt das Schlechte“:
Zur Poesie von Wein, Rausch und Trunkenheit

Samstag, 27.01.24

Link zum Vortrag

Werner Frick

In vino veritas – unsere Ringvorlesung setzt ein nüchternes Fragezeichen hinter das geflügelte Wort und wird ihre guten wissenschaftlichen Gründe dafür haben. Aber dass Wein und Poesie, Wein und Inspiration, Wein und rauschhaft gesteigerter Überschwang seit Menschengedenken innig miteinander verschwistert sind, daran kann kein Zweifel bestehen. Denn Wein, der große Zungenlöser und Freudenbringer, ist zu allen Zeiten das Elixier der Dichter gewesen und hat sie hingerissen zu poetischen ebenso wie (mitunter) zu alkoholischen Ekstasen. Viele Erträge dieser symbiotisch-wahlverwandtschaftlichen Beziehung sind, zugegeben, dichterische Dutzend- oder Massenware, kaum in betrunkenem Zustand zu genießen: poetischer Fusel. Aber anderes ist Grand Cru, Wein-Poesie aus den allerbesten Lagen. Der Vortrag lädt ein zur gemeinsamen Verkostung einiger erlesener poetischer Gewächse dieser obersten Güteklasse und ihres orgiastischen Lobpreises von Wein, Rausch und Trunkenheit. „Für Sorgen sorgt das liebe Leben / Und Sorgenbrecher sind die Reben“, heißt es in Goethes West-östlichem Divan. Diesem Zusammenhang von ‚Wein und Verklärung‘ werden wir auf den Grund gehen.

Holger Klein
(Geschäftsführer, Badischer Weinbauverband e.V.)
Die deutsche Weinbranche: Entwicklungen im Spannungsfeld zwischen Verbrauchertrends und Politik

Samstag, 03.02.24

Link zum Vortrag

Holger Klein

Der Weinbau prägt seit Jahrhunderten unser kulturelles und soziales Leben, aber auch die Landschaften entlang von Rhein, Main und Mosel. Besonders im ländlichen Raum ist der Weinbau ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Die von Winzerinnen und Winzern gepflegte Kulturlandschaft zählt zu den Standortfaktoren, welche die Weinbauregionen heutzutage besonders attraktiv machen, ob zum Leben, Arbeiten oder auch zur Nah- und Fernerholung. So wundert es nicht, dass die Weinkultur im Jahr 2021 von der UNESCO in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Allerdings steht der heimische Weinbau aktuell vor großen Herausforderungen. Dazu zählen neben klimatischen Veränderungen und dem Auftreten neuer Schädlinge und Rebkrankheiten auch einige weitere Faktoren, die im Vortrag explizit beleuchtet werden.  Wie haben sich Verbraucherpräferenzen entwickelt? Welche Rolle spielt der Handel? Welchen Einfluss hat die EU-Gesetzgebung auf die heimischen Erzeuger? Außerdem soll aufgezeigt werden, wie sich die Weinbranche angesichts dieser Entwicklungen verändern wird und welche Chancen sich daraus ergeben können.

Podiumsdiskussion: Weinbau in Freiburg und der Regio

Samstag, 10.02.24

Link zur Podiumsdiskussion

Sa-Uni Diskussion (c) WBI

 

Es diskutieren:

Johanna Bitzenhofer (Weinbaureferentin, Regierungspräsidium Freiburg)

Dr. Bettina Frank-Renz (Direktorin, Staatliches Weinbauinstitut WBI, Freiburg)

Alisa Höll (Badische Weinprinzessin 2023/24)

Corinna Sauerburger (Sommelière, Weinhandlung Drexler / 2. Vorsitzende von Vinissima – Frauen & Wein e.V.)

Ulrike Weiß (Geschäftsführerin, Naturgarten Kaiserstuhl GmbH)



Moderation: Prof. Dr. Werner Frick 

 

 Mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Freiburg und der Badischen Zeitung