Konturen der nächsten Gesellschaft
Studium generale in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie Freiburg
Im Zentrum dieser Reihe stehen soziologische, kultursoziologische und sozialwissenschaftliche Perspektiven, die die Konturen der nächsten Gesellschaft erkennbar und diskutierbar machen.
Dass diese nächste Gesellschaft durch Phänomene wie Digitalisierung, Migration und medizintechnische Revolutionen bestimmt sein wird, ist nicht mehr fraglich. Ungewiss ist jedoch, was das für die Struktur und die Kultur unserer künftigen Lebenswelt bedeuten wird und mit welchen politischen und sozialen Folgen wir in Zukunft zu rechnen haben.
Der Soziologe Dirk Baecker sprach 2007 in der Einleitung zu seinen »Studien zur nächsten Gesellschaft« von den noch undeutlichen Konturen dieser nahen Zukunft. Inzwischen haben diese Konturen entweder an Deutlichkeit gewonnen, oder es gilt, ihre fortdauernde Undeutlichkeit besser zu verstehen. Der Wunsch nach einem besseren und tieferen Verständnis dessen, »was da auf uns zukommt«, ist überall in der Gesellschaft zu spüren.
Eintritt frei / pay after
(Soziologie, TU Dresden)
Empfindsamkeit und Hass
Anmerkungen über Populismen und die Zumutungen der »offenen Gesellschaft« in der Zukunft
Neuerdings gibt es auch im Sicherheitsgefüge der Bundesrepublik Deutschland die Wahrnehmung von zunehmenden sozialen und politischen Spannungen, wird auch hier von einer »Spaltung« der Gesellschaft gesprochen und kam es in den letzten Jahren zur Stärkung rechtspopulistischer Bewegungen und Parteien – wie in vielen anderen europäischen Staaten oder auch in den USA. Parallel dazu sehen wir antipolitische Haltungen von »oben« (etwa die Tendenzen, Staaten wie Wirtschaftsunternehmen zu denken und zu führen).
Zur gleichen Zeit gibt es trotz aller sachbezogenen parlamentarischen Arbeit eine Entpolitisierung auch in vielen parlamentarischen Demokratien, die von diesen Zuspitzungen noch nicht dominiert sind. Wenn man die zunehmende Polarisierung der politischen Auseinandersetzungen betrachtet, die Ethnisierung sozialer Konflikte, die auch mediale Verschärfung der Situationsdeutung bei gleichzeitiger Verrohung der Sprache, dann muss man sich fragen, was uns das alles über mögliche Zukünfte zu sagen hat.
Karl-Siegbert Rehberg wurde 1992 Gründungsprofessor für Soziologische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie an der Technischen Universität Dresden. Von 2003-2007 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, seit 2015 Seniorprofessor mit einer Forschungsprofessur.
(Kultursoziologie, Universität Witten/Herdecke)
Kommunikation mit unsichtbaren Maschinen
Die moderne Gesellschaft hat Engel, Götter und Teufel, Tiere und Pflanzen aus der Kommunikation mit den Menschen vertrieben. Das beginnt sich zu rächen. Wir bekommen es mit unsichtbaren Maschinen zu tun, die sich an der Kommunikation zu beteiligen beginnen, wie wir es nur noch von Menschen gewohnt sind. Sie haben ein Gedächtnis, sie sind für uns undurchschaubar, sie können uns überraschen. Zugleich sind sie jedoch schneller, weniger vergesslich, untereinander verknüpfter und statistisch raffinierter als Menschen. Manche sprechen von der Entstehung einer Superintelligenz, die der menschlichen überlegen sei, ohne zu spezifizieren, was unter der »menschlichen« Intelligenz zu verstehen ist. Geht es um seine neuronale, seine mentale oder seine soziale Intelligenz?
Der Vortrag geht auf diese Fragen der Kommunikation und Intelligenz ein und diskutiert, wie sich die moderne Gesellschaft im Zuge ihrer digitalen Transformation auf diese neuen Entwicklungen einstellt. Bekommen wir es mit neuen Strukturen und einer neuen Kultur der Gesellschaft zu tun?
Dirk Baecker, als Soziologe ein Vertreter der Systemtheorie, lehrt Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke und ist Dekan der Fakultät für Kulturreflexion – Studium fundamentale.
(Soziologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Die Weltgesellschaft und ihre nichtsozialen Umwelten (Biosphäre, Technosphäre, Geosphäre)
Was können wir über die Zukunft wissen?
Rudolf Stichweh ist seit 2012 Professor für Theorie der modernen Gesellschaft und Direktor des Forums für internationale Wissenschaft an der Universität Bonn. Neben der Theorie der Inklusion und Exklusion und der Soziologie des Fremden ist die Theorie der Weltgesellschaft einer seiner Forschungsschwerpunkte.