Sie sind hier: Startseite Wintersemester 2014/15 Konzerte Königreich des Himmels -- Lieder …

Königreich des Himmels -- Lieder des Freiburger Dichters Heinrich Laufenberg († 31. März 1460), umrahmt von virtuoser Instrumentalmusik seiner Zeit -- mit dem Ensemble DRAGMA

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Seminar, dem Musikwissenschaftlichen Seminar und dem Historischen Seminar (Abteilung Landesgeschichte)

 

Heinrich Laufenberg gehört zu den produktivsten (Lied-)Dichtern des Spätmittelalters, er ist jenseits von Fachkreisen jedoch kaum bekannt. Auch wenn sein Familienname auf das heutige Laufenburg (Landkreis Waldshut) verweist, ist Heinrichs literarisch-musikalisches Schaffen mit den Städten Freiburg, Zofingen (Kanton Aarau) und Straßburg verbunden, wo er zwischen 1421 und 1460 in unterschiedlichen Funktionen als Seelsorger tätig war. Die mehr als 100 gereimten Gebete und geistlichen Lieder, die Heinrich zugeschrieben werden können, sind wohl im Zusammenhang mit seiner seelsorgerischen Betätigung in den Pfarrgemeinden der genannten Städte zu sehen.
Neben zeitgenössischer Instrumentalmusik (unter anderem aus dem Buxheimer Orgelbuch, der Wolfenbütteler Lautentabulatur und dem Lochamer Liederbuch) werden an diesem Konzertabend vor allem Lieder erklingen, die der Freiburger und Zofinger Schaffensperiode von Heinrich Laufenberg zuzuordnen sind und die teilweise schon zu seinen Lebzeiten Verbreitung gefunden haben. Beim Großteil dieser einstimmigen, mit Instrumentalmusik unterlegten Lieder handelt es sich um Kontrafakturen, d.h. um geistliche Umdichtungen von weltlichen Liedern (z.B. Balladen, Tageliedern, volkstümlichen Liedern). Darüber hinaus findet man unter ihnen auch Neuschöpfungen aus der Feder des Dichters sowie ein Lied mit deutschen und lateinischen Textteilen, das stellvertretend für eine weitere Textsorte steht, die für Heinrichs literarisch-musikalisches Schaffen insgesamt charakteristisch ist, nämlich Übersetzungen von lateinischen Hymnen und Sequenzen. Inhaltlich lassen sich die ausgewählten Stücke den Themenfeldern religiöse Unterweisung, Marienlob und Weltabkehr zuordnen. Die Themen lassen unschwer erkennen, worauf sich der Blick des Dichters richtet: auf das „Königreich des Himmels“.

Hier geht's zum Flyer. 

 

Termin:Montag, den 27.04.15
Zeit:19.00 Uhr
Ort:Großer Saal, Haus „Zur Lieben Hand“, Löwenstr. 16
Karten:15,- € / ermäßigt 8,- € (Abendkasse)
Abendkasse:ab 18.30 Uhr

 

 

Das Ensemble

 

Dragma
 
„Dragma“ ist der Name für ein außergewöhnliches Notenzeichen, das im Spätmittelalter sehr wandelbar eingesetzt werden konnte, um rhythmische Besonderheiten abzubilden. Auf ähnlich spezielle Weise widmet sich das gleichnamige Ensemble der Musik des hohen Mittelalters und erforscht dabei die Schnittstellen zwischen Einstimmigkeit und Mehrstimmigkeit, untersucht die Gegensätze und Gemeinsamkeiten zwischen Stimme und Instrument und arbeitet mit starken Solisten im Ensemble. Entsprechend seiner Namenswahl arbeitet Dragma nach originalen Quellen und bleibt bei der Suche nach vergessenen Klängen und Geschichten offen für neue Interpretationen.
Im Kernensemble treffen drei renommierte Musikerpersönlichkeiten aufeinander, deren flexible Besetzungsmöglichkeiten mit zwei Sängern, Harfe, Vielle und Laute es erlaubt, das Repertoire des hohen und späten Mittelalters einem heutigen Publikum lebendig und vielseitig nahezubringen.

Agnieszka Budzińska-Bennett – Gesang, Harfe und Sinfonia
Agnieszka Budzińska-Bennett studierte Klavier am Stettiner Konservatorium (Polen) und Musikwissenschaft an der Universität Posen (Doktortitel 2010). Danach folgte ein Aufbaustudium (1997-2001) an der Mittelalter/Renaissance-Abteilung der Schola Cantorum Basiliensis bei Richard Levitt, Evelyn Tubb und Dominique Vellard (Gesang) und Heidrun Rosenzweig (Harfe) sowie ein Aufbaustudium der Musikwissenschaften und der Nordischen Philologie an der Universität Basel (2001-2003). 2011 schloss sie ein MAS-Studium in Advanced Vocal Ensemble Studies an der SCB mit Anthony Rooley und Evelyn Tubb ab.
1997 gründete sie das Ensemble Peregrina, welches sich auf die Vokalmusik des frühen Mittelalters spezialisiert. Die sechs bisherigen CDs des Ensembles haben zahlreiche Auszeichnungen bekommen, u. a. den ECHOKLASSIK 2009 für die beste a-capella-Einspielung des Jahres sowie zweimal Supersonic Pizzicato (LUX) und eine Nominierung für die International Classical Music Awards.
Agnieszka Budzińska-Bennett ist Mitglied in den Ensembles Perlaro und Slowo und arbeitet auch regelmäßig mit den Orchestern Accademia dell’Arcadia und La Cetra Basel zusammen; mit La Cetra debütierte sie in der Saison 2003/2004 unter Konrad Junghänel in C. Monteverdis L’incoronazione di Poppea am Theater Basel. Sie konzertiert und unterrichtet in ganz Europa, USA und in China. Von 2011-13 war sie Mitarbeiterin der Forschungsabteilung der Schola Cantorum Basiliensis, seit 2013 unterrichtet sie Gregorianik und frühe Musikgeschichte an der Musikhochschule Trossingen.

Jane Achtman – Vielle und Glockenspiel
Jane Achtman studierte an der Akademie für Alte Musik in Bremen bei Sarah Cunningham (Gambe) und an der Schola Cantorum Basiliensis bei Paolo Pandolfo (Gambe) und Randall Cook (Vielle). Sie schloss das Studium 2002 mit dem Diplom für Alte Musik im Bereich Mittelalter/Renaissance ab.
1997 gründete Jane mit Irene Klein das Ensemble Musicke & Mirth, welches sich auf die Gambenmusik von 1540 bis 1760 spezialisiert. Seit der Gründung war das Ensemble mehrfach Preisträger bei Wettbewerben und konzertierte in ganz Europa. Bei den Labeln Raumklang und Ramée sind bisher vier CDs erschienen.
Darüber hinaus ist Jane Achtmann Mitglied in den Ensembles The Harp Consort, Accentus und Unicorn und arbeitet mit renommierten Persönlichkeiten wie Kees Boeke, Pedro Memelsdorff und René Jacobs zusammen. Sie hat insgesamt bereits 26 CDs für verschiedene Labels aufgenommen. Ihre rege Konzerttätigkeit führt sie durch ganz Europa, nach Israel, China, Japan, in den Iran und in die USA. Seit 2012 koordiniert sie an der Hochschule für Künste Bern ein Forschungsprojekt zur Herstellung von historischen Darmsaiten.

Marc Lewon – Gesang, Plektrumlaute und Vielle
Nach Magisterstudien in Musikwissenschaft und Altgermanistik an der Universität Heidelberg absolvierte Marc Lewon ein Diplom-Aufbaustudium an der Mittelalterabteilung der Schola Cantorum Basiliensis, das er in den Fächern Laute, Vielle und Gesang mit Auszeichnung abschloss.
Marc Lewon ist Gründer und Leiter des Ensemble Leones, das mit Pionierarbeit und Neuinterpretationen in Konzerten und Einspielungen neue Akzente setzt. Bislang sind vier CDs des Ensembles erschienen, die alle internationale Preise erlangen konnten.
Als international tätiger Musiker konzertiert Marc Lewon mit führenden Ensembles für Frühe Musik wie Unicorn, Le Miroir de Musique, Peregrina, Perlaro, Shield of Harmony und Les Flamboyants. Er arbeitet mit bedeutenden Solisten aus dem Bereich der Alten Musik zusammen, darunter Andreas Scholl, Crawford Young und Benjamin Bagby, und ist Gast bei zahlreichen weiteren Ensembles. Ferner tritt er mit wissenschaftlicher Arbeit im Bereich Mediävistik, mit über 30 CD-Einspielungen, Artikelveröffentlichungen und Editionen in Erscheinung. Er ist Leiter einer Reihe von Meisterkursen zur Musik des Mittelalters auf Burg Fürsteneck, musikalischer Berater für die „Tage Alter Musik & Literatur in Worms“ und für „Klangraum Dobra“ und arbeitet parallel an einem Doctor of Philosophy in Music an der Universität Oxford unter Prof. Reinhard Strohm. Zudem ist er maßgeblich am Forschungsprojekt „Musikleben im Spätmittelalter in der Region Österreich“ der Universität Wien beteiligt.