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Rezitation und Theater im Studium generale

Studium generale in Kooperation mit dem Theater Freiburg, der Goethe-Gesellschaft Freiburg und dem Deutschen Seminar

Christian Fries
spielt
Georg Büchners „Lenz"    

 

Mittwoch / 10.07.19 & Donnerstag / 11.07.19 / 20.00 Uhr / Theater Freiburg, Kammerbühne

 

1778 verbringt der exzentrische Sturm und Drang-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz drei Wochen in den Vogesen, im Hause des sozial engagierten pietistischen Pfarrers Johann Friedrich Oberlin. Lenz, 27 Jahre alt, Autor einiger bis heute bekannter Dramen („Der Hofmeister", „Die Soldaten"), steckt in einer tiefen psychischen Krise, er hofft, in der Ruhe des Gebirges wieder zu sich zu finden, aber das Gegenteil ist der Fall. Lenz leidet zunehmend unter Angstzuständen. Immer wieder entgleitet ihm das Gefühl der Wirklichkeit. Er wird „auffällig". Er stürzt sich nächtens ins kalte Brunnenwasser, er fügt sich selbst Verletzungen zu, um zu einem Gefühl seiner selbst zu gelangen. Er erliegt religiösen Wahnvorstellungen, glaubt, ein totes Kind zum Leben erwecken zu können. Die soziale Umgebung ist zunehmend überfordert.
Lenz´ Aufenthalt im Hause des Pfarrers Oberlin hat Folgen für die deutsche Literaturgeschichte. Der Pfarrer schreibt, zur Selbstrechtfertigung, einen Bericht darüber. Der wird nach seinem Tod gefunden. Eine Abschrift fällt 1835 Georg Büchner in die Hände. Er plant eine Novelle zu dem Stoff, für die „Deutsche Revue". Die Zeitschrift wird von der Zensurbehörde verboten. Büchners Entwurf landet in der Schublade. Erst nach seinem Tod 1837 wird das Fragment veröffentlicht und erobert sich nun, im Schatten der Dramen Büchners („Dantons Tod", „Woyzeck", „Leonce und Lena"), zunehmend Bewunderer, bis heute. Neben den grandiosen Naturbeschreibungen ist es vor allem der einfühlsame und zugleich dokumentarisch-präzise Stil Büchners, der den Text auszeichnet.
Christian Fries stellt den Text in voller Länge vor. Sein Interesse gilt einem plausiblen Nachvollzug der psychischen Situation des Dichters. Der Ballast einer düster-religiösen Ideenwelt, ein autoritärer Vater, Zerwürfnisse mit Künstlerfreunden (Goethe unter ihnen), erotische Nöte, und immer wieder: kommunikatives Scheitern, Einsamkeit – alles zusammen bildet den Schatten, der über dieser „gefährdeten Existenz" liegt.

 

Kartenvorverkauf:    € 16,- | ermäßigt (Studierende) € 8,-
                                Theaterkasse, Bertoldstraße 46, Tel. 0761/201-2853, theaterkasse@theater.freiburg.de
                                und online über die Homepage des Theaters/Monatsspielplan Juli (Link).

Abendkasse:            ab 19.30 Uhr (Restkarten)

 

Foto: Georg Lennarz

Christian Fries ist frei arbeitender Schauspieler, Regisseur, Autor und Musiker.
Als Schauspieler zeitweise engagiert am Burgtheater Wien, an den Staats- und Stadttheatern Hannover, Konstanz, Münster u.a.
Spielt seit 2013 eine eigene Bühnenfassung des Romans „Der Untergeher" von Thomas Bernhard (2017 auch Gastspiel in Freiburg).
Regie-Förderpreis Festival Freie Theater „Theaterzwang 2002", für Kafkas „Der Bau". Inszenierungen der letzten Jahre: „Proust 3/267-435" (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit), „Rosmersholm" von Henrik Ibsen, „Elektra" / Eine Überschreibung,  nach Euripides.
Als Autor eingeladen beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2010 (Aufnahme in die Short List), Arbeitsstipendium des Hessischen Literaturrats 2015. Masterclass des ZEBRA Poetry Film Festivals Münster/Berlin 2016, dort Produktion und Premiere des eigenen Films FILM.

 

Foto: Georg Lennarz