Einzelvorträge: Faszination Wissenschaft
Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken
(Goethe-Universität Frankfurt a.M./ Frankfurter Goethe-Haus)
Auf dem Weg zur Weltliteratur – Über Goethes Begegnung mit Hafis
Dienstag | 20.05.25 | 20 Uhr c.t. | HS 1098
Freundeskreis Freiburg-Isfahan e.V. in Zusammenarbeit mit dem Studium generale, der Goethe Gesellschaft e.V., dem Orientalischen und dem Deutschen Seminar
Mit dem Kompositum ‚Weltliteratur‘ bezeichnet Goethe nicht etwa einen Kanon der weltweit wichtigsten literarischen Werke, sondern den Gedanken, dass es weniger auf die Entwicklung einer ‚National-Literatur‘ als gerade auf den wechselseitigen Austausch zwischen den ‚Literaturen und Literatoren‘ über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg ankomme. Seine Idee einer solchen ‚Weltliteratur‘ hat Goethe erstmals 1827 publiziert; die Vorgeschichte dieses bis heute lebhaft diskutierten Konzepts reicht jedoch weiter zurück. Eine wichtige Rolle spielt dabei Goethes Begegnung mit dem ‚Divan‘ des großen persischen Dichters Hafis, die im Jahr 1814 zur entscheidenden Inspiration für Goethes ‚West-östlichen Divan‘(1819) wurde.
Ausgehend von Einblicken in das ‚Buch Hafis‘ skizziert der Vortrag Goethes begeisterte produktive Rezeption der persischen Dichtung aus dem 14. Jahrhundert, skizziert ihre Hintergründe und fragt nach dem Zusammenhang mit dem gerade heute aktuellen Gedanken einer ‚Weltliteratur‘.
Prof. Dr. Ronald G. Asch
(Historisches Seminar, Universität Freiburg)
Kann man Religionskriege einhegen?
Europa im Zeitalter der Konfessionalisierung, ca. 1550-1648
Dienstag | 27.05.25 | 20 Uhr c.t. | HS 1015
In einer Epoche, in der religiöse Konflikte politisch wieder relevant geworden sind – ein Blick auf den Nahen Osten oder Indien, aber auch generell auf Spannungen in modernen multiethnischen Gesellschaften – lohnt es sich, auf die europäischen Religionskriege des 16. und 17. Jahrhundert zurückzublicken. Oft herrscht die Meinung vor, dass konfessionell motivierte Gewalt erst durch die Aufklärung, die Privatisierung des Religiösen und eine durchgehende Säkularisierung der Politik überwunden wurde. Das trifft aber bestenfalls partiell zu. Auch auf dem Höhepunkt des konfessionellen Zeitalters im späten 16. Und frühen 17. Jahrhundert gab es immer konflikthemmende Faktoren und Friedens- und Ordnungskonzeptionen, die zur Deeskalation beitragen konnten. Allerdings, wie heute, waren die meisten Friedenskonzepte oder Toleranzideen darauf angelegt, die vermeintlich nicht Friedensfähigen als Feinde auszuschließen und konnten so selbst wiederum konfliktverschärfend wirken.
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Otto Mühleisen
(Politikwissenschaft, Universität Augsburg/ Freiburg)
„Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt“ Kirchhofen: Impressionen und Einsichten
Dienstag | 03.06.25 | 20 Uhr c.t. | HS 1015
Etwa zeitgleich mit dem Hochchor des Freiburger Münsters entstand in Kirchhofen um 1500 einer der bedeutendsten gotischen Kirchenbauten zwischen Freiburg und Basel. Im 18. Jahrhundert wurde aus dem ungeliebten Mittelalter ein barocker Festsaal mit originellem Bildprogramm. Neben bedeutenden Stuckateuren, Malern und Bildhauern wirkte auch Christian Wenzinger an der Umgestaltung seiner Taufkirche mit. Die im späten 19. Jahrhundert zur Mäßigung barocker Sinnenfreude durchgeführten Maßnahmen wurden dann mit einem neuen Sinn für die Kunst der Barockzeit nach 1960 teilweise wieder revidiert. So erzählt die Kirche mit Kunstwerken aus vier Jahrhunderten von Frömmigkeitsgeschichte und Gestaltungswillen, von der Freude an Schönem und vom wechselnden Geschmack gegenüber der Kunst.
Dr. Carolin Amlinger
(Deutsches Seminar, Universität Basel)
Wozu lesen? Buch, Bildung und soziale Imagination
Dienstag | 17.06.25 | 20 Uhr c.t. | HS 1015Lesen bildet – dem würde niemand widersprechen. Lesen war in modernen Gesellschaften eine kulturelle Praxis der Emanzipation, das Buch ein Symbol des sozialen Aufstiegsversprechens. Gleichzeitig markierten die Bücher, die man las und wie man sie las, soziale Grenzen. Es machte einen «feinen Unterschied», ob man sich durch einen Bestseller schmökerte oder aufmerksam ein kanonisches Werk studierte.
Doch welche sozialen Werte und Selbstentwürfe transportiert das Lesen heute? Ist das gelesene Buch heute eine entschleunigte Praxis der Achtsamkeit in einer beschleunigten digitalisierten Kultur? Oder ist das Buch eine Manifestation der eigenen, unverwechselbaren Identität? Erzeugt es ein Gemeinschaftsgefühl von jenen, die noch lesen oder wieder lesen? Oder ist es ein politisches Statement, was man lesen und was man nicht mehr lesen soll? Der Vortrag nimmt das Lesen als eine schillernde soziale Praxis in den Blick und fragt, welche Rolle es bei der Erzeugung von sozialen Ungleichheiten und kulturellen Konflikten in der Gegenwart spielt. Diskutiert wird dabei, wie sich der digitale Wandel von Medien und Technologien auf den Status des Lesens auswirkt – und ob sich kulturelle Hierarchien dabei auflösen oder lediglich neu formieren.
Dr. Jens Bisky
(Hamburger Institut für Sozialforschung)
Momente der Entscheidung – Faschismusdiagnosen im Handgemenge
Vortrag zu seinem Buch „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“ (Berlin 2024)
Donnerstag | 26.06.25 | 20 Uhr c.t. | HS 1098
Institut für Soziologie, Professur für Kultursoziologie, in Zusammenarbeit mit dem Studium generale und der Buchhandlung jos fritz
Im Herbst 1930, nachdem am 14. September weit über sechs Millionen Wählerinnen und Wähler für die NSDAP gestimmt hatten, war viel von „Zeitwende“ die Rede. Faschismusdiagnosen mit aktueller Dringlichkeit hatten Konjunktur. Es waren Analysen „in der Gefahrenzone“ (Rudolf Hilferding). Drei von ihnen wird der Vortrag näher betrachten: die soziologische Deutung Theodor Geigers, die Kommentare des linken Sozialdemokraten Alexander Schifrin und den bürgerlichen „Appell an die Vernunft“ des Schriftstellers Thomas Mann. Es geht um die Frage, wie aus Entsetzen und Empörung Analyse wird und warum es so schwer ist, daraus politische Strategien zu entwickeln.
Dr. Jens Bisky ist Literaturwissenschaftler, Journalist und geschäftsführender Redakteur der Zeitschrift „Mittelweg 36“ sowie der Online-Plattform soziopolis.de am Hamburger Institut für Sozialforschung. Sein Buch „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“ erschien 2024 im Rowohlt Verlag Berlin.
Prof. Dr. Rudolf Denk (Freiburg)
Goethe als Librettist:
Die „Operette“ Scherz, List und Rache im Spiegel ausgewählter musiktheatralischer Bearbeitungen
Freitag | 27.06.25 | 18 Uhr c.t. | HS 1015
In Zusammenarbeit mit der Goethe-Gesellschaft Freiburg und dem Deutschen Seminar