Sie sind hier: Startseite Wintersemester 2016/17 Einzelveranstaltungen … Zeitzeugen der NS–Zeit im …

Zeitzeugen der NS–Zeit im Gespräch - Fania Brancovskaja "Die Erinnerung wachhalten"

In Zusammenarbeit mit dem Maximilian-Kolbe-Werk Freiburg und der Landeszentrale für politische Bildung Freiburg

Donnerstag / 17.11.16 / 20 Uhr s.t. / HS 1199, KG I

 

Zeitzeugen_Fania Brancovskaja Das Colloquium politicum veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Maximilian-Kolbe-Werk und der Landeszentrale für politische Bildung Freiburg im Wintersemester erneut einen Abend in der Reihe „Zeitzeugen der NS-Zeit im Gespräch“: Die heute 94-jährige Jüdin Fania Brancovskaja verlor im Holocaust bis auf eine Tante alle Angehörigen. Sie berich-tet über den Holocaust in Litauen und den jüdischen Widerstand dort.
Fania Brancovskaja wird am 22. Mai 1922 in Kaunas / Litauen geboren. 1927 zieht sie mit ihren Eltern nach Vilnius (damals Polen), wo ihre Schwester Riva geboren wird. Ihr Vater, Benjamin Jocheles, arbeitet als Lehrer für Elektromechanik am jüdischen Polytechnikum in Vilnius. Die Mutter Rochel widmet sich der Erziehung der beiden Töchter. 1939 macht Fania am jüdischen Realgymnasium ihr Abitur und beginnt in Grodno ein Lehramtsstudium.

Quelle: Maximilian-Kolbe-Werk

  

Nach einem Jahr Studium arbeitet sie als Dorflehrerin, kehrt aber im Juni 1941 nach Vilni-us zurück, wo sie ihr angefangenes Studium fortsetzen will. Seit Sommer 1940 ist Litauen Teil der Sowjetunion. In der Nacht zum 24. Juni 1941 rücken die deutschen Truppen in Vilnius ein. Sogleich beginnen der Terror und die Verfolgungen der Juden. Am 6. Sep-tember 1941 muss die Familie Jocheles ins Ghetto umsiedeln. Fanias Vater bekommt als Elektromechaniker eine Daueranstellung, was die Familie vorerst vor Erschießungen und Deportationen bewahrt. Auch Fania muss verschiedene Arbeiten innerhalb und außer-halb des Ghettos verrichten. 1942 tritt sie der „Vereinigten Partisanenorganisation“ bei und beteiligt sich am Widerstand im Ghetto. Am 23. September 1943 gelingt ihr die Flucht aus dem Ghetto. Als sich Fania von ihren Angehörigen verabschiedet, weiß sie nicht, dass sie niemanden mehr wiedersehen wird. Sie schlägt sich zu den sowjetischen Partisanen in den Wäldern um Vilnius durch. Im Juli 1944 nimmt sie an der Befreiung von Vilnius teil. Kurze Zeit später heiratet Fania einen Partisanenkameraden und gründet eine Familie. Sie absolviert ein Studium der Ökonomie und arbeitet danach im Amt für Statistik in Vilnius.
Fania Brancovskaja lebt nach wie vor in Vilnius und engagiert sich seit Jahren aktiv gegen das Vergessen. Im Oktober 2009 wurde ihr dafür das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.