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Freiburger Sommervorträge

 

 

Im Wintersemester 2020/21 haben wir unter Pandemiebedingungen erstmals mit einem digitalen Programmangebot experimentiert. Diese „Freiburger Wintervorträge“ in wöchentlicher Folge wurden vom Publikum erfreulich gut angenommen, wie die stattliche Anzahl der Aufrufe auf beiden Portalen und eine Vielzahl zustimmender individueller Reaktionen bezeugen. Da auch im Sommer 2021 Präsenzvorträge in den Hörsälen der Universität und in realer Anwesenheit des Publikums noch nicht wieder möglich sein werden, laden wir nach den ermutigenden Erfahrungen unseres Pilotversuchs noch einmal zu einer Serie thematisch unabhängiger, je für sich einzigartiger „Freiburger Sommervorträge“ ein, dies erneut unter der Devise des Goethe’schen Theaterdirektors: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“ (Faust I, Vs. 97). Weil der Themenschwerpunkt der Samstags-Uni im Sommersemester 2021 auf dem Klimawandel und damit auf Beiträgen aus den Natur-, Umwelt- und Sozialwissenschaften liegt, setzen die Sommervorträge einen Gegenakzent im Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften; aber auch die Medizin ist vertreten.

Alle Vorträge können kostenlos „besucht“ werden.
Jeder Vortrag wird zum angegebenen Zeitpunkt bereitgestellt und bleibt für den gesamten Zeitraum des Sommersemesters zugänglich.

Zu finden sind die Vorträge jeweils auf dem Medienportal des Studium generale und über den Link unter dem Bereitstellungsdatum der Vorträge.


Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Otto Mühleisen (Politikwissenschaft, Universität Augsburg / Freiburg)
Die Freiburger Universitätskirche: Stadtgeschichtliche Erinnerungen und künstlerische Anmutung

Online ab Dienstag, 20.04.21

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Hans-Otto MühleisenHinter einer eher schmucklosen, in die Häuserzeile der Bertoldstraße integrierten Kirchenfassade verbirgt sich das für Freiburg größte und in der Region früheste barocke Gebäude, die heute so genannte Universitätskirche. Mit ihr verbindet sich zunächst ein 150jähriger Zeitraum der Freiburger Geschichte, in dem Jesuiten das geistige Leben der Stadt maßgeblich mitbestimmten. Nach dem Verbot des Ordens erfuhr die von Maria Theresia der Universität übereignete Kirche in den folgenden Jahrzehnten eine wechselvolle Nutzung. Beim Angriff auf Freiburg im November 1944 wurde der Innenraum weitgehend zerstört. Die daraus folgenden Diskussionen um die Gestalt der Wiederherstellung und bis in die jüngere Zeit hinein um die Art ihrer Ausstattung lassen die Kirche zu einem spannenden Exempel unterschiedlicher Vorstellungen zum Umgang mit Kunst und Erinnerung werden. Der Vortrag wird im ersten Teil aus der Geschichte der Kirche berichten, im zweiten Teil zu einem virtuellen Rundgang einladen.

 

Prof. Dr. Weertje Willms (Deutsches Seminar – Neuere deutsche Literatur)
Männlichkeitskonzepte in Jugendbüchern des späten 19. Jahrhunderts

Online ab Dienstag, 27.04.21

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Weertje WillmsIm späten 19. Jahrhundert gehörten die besonders für bürgerliche Jungen verfassten Reiseabenteuerbücher zu den beliebtesten Genres innerhalb der Jugendliteratur. Gemäß der intendierten Rezipientengruppe verdeutlichen diese Werke, welche Eigenschaften die zukünftigen Entscheidungsträger der bürgerlichen Gesellschaft erwerben sollten, wodurch sie nicht nur die (hegemonialen) Männlichkeitskonzepte offenlegen, sondern auch die damit verknüpften Diskurse von Nationalismus und Rassismus. Sophie Wörishöffer war eine der bekanntesten Autorinnen der Kaiserzeit, deren Reiseabenteuerbücher eine enorme Verbreitung fanden. Anhand ihres besonders populären Jugendbuches Das Naturforscherschiff (1880) sollen exemplarisch die verschiedenen Facetten, aber auch die Ambivalenzen des hegemonialen Männlichkeitskonzepts verdeutlicht werden, welche sich in kolonialistischen, nationalistischen und rassistischen Kontexten manifestieren, deren Nachwirkungen bis in die heutige Zeit zu erkennen sind.

 

Prof. Dr. Gerd Krumeich (Institut für Geschichtswissenschaften, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf / Freiburg)
Die unglaubliche Geschichte der Jungfrau von Orleans: Probleme einer Jeanne d´Arc-Biografie

Online ab Dienstag, 04.05.21

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Gerd Krumeich

Jeanne d´Arc, die „Jungfrau von Orleans“, gehört zu den bekanntesten Gestalten des Mittelalters. Ihre unglaublichen Taten, ihre Erfolge und ihr Leiden - ihr Martyrium - haben seit mehr als 500 Jahren ein starkes Echo in Geschichtsschreibung, Literatur und Kunst gefunden. Entsprechend zahlreich sind die Biografien dieses so kurzen Lebens. Man schätzt ihre Anzahl auf mehr als 3.000, wobei die Spezialstudien nicht mitgezählt sind. Dies liegt auch daran, dass es für Jeanne eine ganz ungewöhnlich reiche Dokumentation gibt. Wir verfügen über die Akten des Verdammungsprozesses von 1431 und der Rehabilitation von 1450ff. Wenn im Inquisitionsprozess von 1431 ihre Aussagen über ihr Leben, ihre Taten und „Sendung“ oft wortgetreu überliefert sind, so wurden im Rehabilitationsverfahren mehr als 100 Menschen befragt, die sie seit ihrer Kindheit gekannt oder bei ihren Feldzügen begleitet hatten. Hinzu kommt, dass sie in allen zeitgenössischen Memoiren und Chroniken eine große Rolle spielt. Wahrscheinlich ist kein Mensch des Mittelalters besser dokumentiert als Jeanne d´Arc. Und doch bleibt es schwierig, dieser faszinierenden Gestalt biografisch gerecht zu werden. Im Vortrag soll gezeigt werden, wie sehr sich die Einschätzung ihrer Taten und Leiden je nach den Zeitläuften unterschieden, wie sie immer wieder in die Fänge politischer Instrumentalisierungen geriet. Nicht zuletzt aber auch, welche Probleme der emotionale Zugang zu dieser Heldin des Mittelalters auch heute noch mit sich bringt. Man hat die „biografische Illusion“ (Pierre Bourdieu) bereits heftig diskutiert, und das gilt für Jeanne d´Arc ganz besonders. Aber wie kann man sie gleichwohl angemessen porträtieren, so dass sie ein lebendiger Mensch in ihrer Zeit wird? Der Vortrag versucht, darauf eine Antwort zu geben.

 

Prof. Dr. Johanna Pink (Orientalisches Seminar)
Der Koran in einer vielsprachigen Welt: Koranübersetzungen und das Ringen um Deutungshoheit

Online ab Dienstag, 11.05.21

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Johanna PinkÜberall auf der Welt finden heute Musliminnen und Muslime Zugang zum Koran durch Übersetzungen ihrer heiligen Schrift, die mittlerweile in hunderten von Sprachen vorliegen. Das ist nicht immer so gewesen. Dieser Vortrag beleuchtet die zentrale Rolle, die die Lektüre des Korans und seine Übersetzung seit dem Übergang zur Moderne einnehmen. Er führt ein in globale Tendenzen und Akteure, die den Koran zu Missionszwecken auf allen Kontinenten verbreiten – vom Königreich Saudi-Arabien zur südindischen Ahmadiyya-Bewegung. Er verdeutlicht aber auch, zu welchen Konflikten dies führt, sei es aufgrund von Auseinandersetzungen über die Auslegung von Versen und deren Übertragung in eine Zielsprache oder aufgrund des Ringens darum, wer die Autorität besitzt, die Bedeutung des Korans zu vermitteln. Auch das Verhältnis zu nichtmuslimischen Religionen und literarischen Traditionen steht dabei immer wieder auf dem Prüfstand – ein Thema, das spätestens seit den salafistischen Koranverteilungsaktionen auch für die deutsche Gesellschaft von Interesse ist.

 

Prof. Dr. Peter Philipp Riedl (Deutsches Seminar – Neuere deutsche Literatur)
Gelassene Teilnahme. Formen urbaner Muße in Goethes Italienischer Reise

Online ab Dienstag, 18.05.21

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In Zusammenarbeit mit der Goethe-Gesellschaft Freiburg und dem Deutschen Seminar

Als Goethe 1786 nach Italien aufbrach, begründete er gegenüber Herzog Carl August seine Reise mit Vorstellungen einer gelehrten Muße, die seit der Antike Freiräume für geistige Tätigkeiten legitimierten. Der Vortrag beleuchtet innerhalb dieses Rahmens einer temporären Freiheit von beruflichen Verpflichtungen konkrete Ausprägungen urbaner Muße, die in der Italienischen Reise insbesondere aus Verona, Padua, Venedig, Rom, Neapel und Palermo geschildert werden. Übergänge von Aktivität und Passivität, von durchaus anstrengender, aber selbstbestimmter Bildungsarbeit einerseits und Genuss andererseits werden ebenso analysiert wie unterschiedliche Muster kontemplations- und erlebnisorientierter Muße. Interpretationen einschlägiger Textbeispiele der Italienischen Reise werden dabei auch das vielschichtige Spannungsverhältnis von Mühe und Muße ausloten.

 

Prof. Dr. Charlotte Niemeyer (Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Universitätsklinikum Freiburg)
Kindermedizin im Spannungsfeld zwischen Forschung, Empathie und Realität

Online ab Dienstag, 08.06.21

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Als Kinderärztin arbeiten zu dürfen, ist ein großes Privileg. Das Entwicklungspotential des jungen Menschen birgt oft auch in medizinisch schwierigen Situationen die Hoffnung, die Gesundheit des Kindes wiederherstellen zu können. Das Spektrum der Erkrankungen in der Kinder- und Jugendmedizin ist vielfältig und beinhaltet auch über 8000 seltene Erkrankungen. Diese Krankheiten besser zu verstehen, treibt klinisch tätige Kinderärzte zur Forschung an. So beschäftige ich mich mit der Frage, wie wir eine sehr aggressive Form der Leukämie des Kleinkindesalters genetisch besser verstehen und neue Therapien entwickeln können. Während sich die Überlebenschancen für Frühgeborene und Kinder mit Krebskrankheiten, Fehlbildungen oder Mukoviszidose verbessern, nehmen andere chronische Erkrankungen zu. Kranke Kinder haben im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit. Eine ganzheitliche Betreuung, die das kranke Kind ins Zentrum stellt, ist verständlicherweise wenig kompatibel mit einem Gesundheitssystem, das auf einen effizienten und profitablen Patientendurchfluss ausgerichtet ist. Trotz dieses täglichen Konfliktpotentials ist die akademische Kindermedizin ein wissenschaftlicher Motor, der die Würde des kranken Kindes als die Richtschnur des Handelns versteht.

 

Prof. Dr. Sitta von Reden (Seminar für Alte Geschichte)
Wo bekamen die alten Römerinnen ihre Seide her? Neue Erkenntnisse zur antiken Seidenstraße

Online ab Dienstag, 15.06.21

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Sitta von Reden

Nicht nur Seneca spottete, dass Römerinnen öffentlich so nackt herumliefen wie ehedem nur in den Schlafzimmern ihrer lüsternen Liebhaber. Angesprochen war ihre Seidenbekleidung. Sie symbolisierte alles, was unrömisch schien: Luxus, Unmoral, Geldabfluss, Handel und ein barbarisches Land jenseits römischer Zivilisation. Der große Geograph Ferdinand von Richthofen (1833-1905) wechselte die Perspektive und sah schon in der Antike das große wirtschaftliche Potenzial Chinas für Europa. Aus seiner Forschung stammt der Begriff „Seidenstraße“, der der deutschen Kolonisation von Qingdao in der ostchinesischen Provinz Shandong voranging. Dieser Vortrag richtet den Blick dagegen auf die Mikroperspektive der strapaziösen 10199 km zwischen Xian und Rom: die lokalen Interessen, Geschenkbeziehungen, religiösen Empfindungen, Feindschaften, Wind- und Wegeverhältnisse, die es umso erstaunlicher machen, dass chinesische Seide je die Körper von Römerinnen „bedeckte“.

 

Prof. Dr. Göz Kaufmann (Deutsches Seminar – Germanistische Linguistik)
Wären sie geblieben, gäbe es sie nicht mehr: Zum Hinterpommerschen in Brasilien

Online ab Dienstag, 22.06.21

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Göz Kaufmann

Aufgrund des Zweiten Weltkriegs gibt es in Europa niemanden mehr, der einen hinterpommerschen Dialekt spricht. Zwar zog es im 19. Jahrhundert viele Hinterpommern nach Übersee, doch auch in den USA, wohin die allermeisten Auswander(er/innen) gingen, hat sich das Hinterpommersche nicht halten können. Einzig in Brasilien, wohin nur eine kleine Minderheit auswanderte, sprechen heute noch etwa 250.000 Menschen einen hinterpommerschen Dialekt. Diese Dialekte werden in Brasilien gemeinhin als Pomerano bezeichnet. Das Pomerano ist für Sprachwissenschaftler/innen von besonderem Interesse, da es seit einem Sprachverbot im Jahr 1938 nicht mehr vom Standarddeutschen überdacht wird. So entwickelten sich morphosyntaktische und phonetische Auffälligkeiten, die in keinem anderen (nieder)deutschen Dialekt, ja oftmals sogar in keiner anderen westgermanischen Varietät vorkommen. Der Vortrag wird auf den portugiesischen Einfluss auf die Namengebung und Epitaphe eingehen, auf einige interessante Aussprachevarianten und auf die einzigartige Kodierung von Kontrafaktiva, also auf Sätze wie „wären sie geblieben …“. 

 

Prof. Dr. Andreas Urs Sommer (Philosophisches Seminar)
Friedrich Dürrenmatt – Philosophie und Verbrechen

Online ab Dienstag, 29.06.21

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Andreas Urs Sommer

Folgt man Kommissär Bärlach in Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman Der Verdacht, so hat „ein Kriminalist“ „die Pflicht, die Wirklichkeit in Frage zu stellen“. „Wir müssen in diesem Punkte durchaus wie die Philosophen vorgehen“. Die Vorstellung, dass Philosophie und Kriminalistik im Gleichschritt gehen, hat etwas Beruhigendes. Beruhigung freilich hält bei Dürrenmatt, dessen 100. Geburtstag 2021 gefeiert wird, nie lange an. Denn Bärlachs Gegenspieler lässt diesen wissen: „Die Freiheit ist der Mut zum Verbrechen, weil sie selbst ein Verbrechen ist.“ Ist die Philosophie als Hüterin aller Freiheit womöglich nicht die Schwester der Kriminalistik, sondern die Brutstätte des Verbrechens?

 

Prof. Dr. Frank Bezner (Seminar für Griechische und Lateinische Philologie, Abtg. Lateinische Philologie des Mittelalters)
Carmina Burana – ohne Orff: eine Einladung in die Lyrik des Lateinischen Mittelalters

Online ab Dienstag, 06.07.21

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Frank BeznerWer kennt sie nicht, die ebenso imposant wie spielerisch klingenden Stücke aus Carl Orffs Carmina Burana mit ihren eingängigen Rhythmen und wirkmächtig evozierten Figuren – der Fortuna, dem prassenden Abt, den tändelnden Verliebten? Doch wer kennt im Gegensatz dazu, worauf die einflussreiche szenische Kantate des 20. Jahrhunderts gebaut ist: die im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts entstandene Liedersammlung der Carmina Burana mit ihren insgesamt mehr als zweihundert, überwiegend in lateinischer Sprache verfassten Gedichten, die Fragen provozieren: Warum inszeniert eine klerikale Elite ätzende Formen von Kirchenkritik? Wieso verfasst man erotische, sexuelles Begehren gerade nicht sublimierende Liebesgedichte zu einer Zeit, als die Forderung enthaltsamen Lebens immer stärker und umfassender kodifiziert und zum Teil eines klerikalen Habitus wird? Und warum werden literarische Rollen inszeniert, die mit ihrem imaginierten Verhalten alle nur denkbaren Tabus des Milieus brechen, in dem sie verfasst und rezipiert wurden? Diesen und anderen Fragen wie dem ‚Sitz im Leben‘ der Gedichte, ihrer literarischen Faktur, ihrer Überlieferung wird der Vortrag nachgehen; er versteht sich dabei als Einladung in die unbekannte Welt der lateinischen Lyrik des Mittelalters, in der manches anders (und vieles komplexer) ist als es ihre moderne (musikalische) Brechung suggeriert.

 

Dr. Gesa von Essen (Deutsches Seminar – Neuere deutsche Literatur)
„Innere Zeitgeschichte“: Heinrich Manns Roman Der Untertan

Online ab Dienstag, 13.07.21

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2021 ist ein Heinrich Mann-Jahr: Am 27. März jährte sich der Geburtstag des Schriftstellers, eines der bedeutendsten Romanciers und öffentlichen Intellektuellen der Klassischen Moderne, zum 150. Mal. Der Vortrag nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um das wohl berühmteste Werk des Erzählers, nämlich seinen Roman Der Untertan (1914/18), einer Neulektüre zu unterziehen. Mann analysiert in dieser „Geschichte der öffentlichen Seele unter Wilhelm II.“ (so der ursprüngliche Untertitel) mit kritischem Blick und satirischer Schärfe die politischen, sozialen und ökonomischen Grundlagen des wilhelminischen Kaiserreichs, seine Machtstrukturen und Mentalitäten. Er wählt dabei den Weg einer konsequenten Verdichtung des Figurenarsenals zum Typus (etwa dem der „Untertanenseele“) und propagiert, in einer für die deutsche Literatur neuartigen Weise, das Genre des „sozialen Zeitromans“ nach französischem Vorbild. Gerade im Lichte der gegenwärtig wieder kontrovers geführten Debatte um das deutsche Kaiserreich erscheint Manns Epochendiagnose bemerkenswert hellsichtig und aktuell.

 

Prof. Dr. Konrad Küster (Musikwissenschaftliches Seminar)
Klimawandel – Küste – Kultur

Online ab Dienstag, 20.07.21

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Konrad Küster

Die Schäden, die die herbstlichen Adria-Hochwasser von 2018 und 2019 dem Weltkulturerbe Venedig zufügten, führten der Weltöffentlichkeit vor Augen, welche kulturellen Folgen der globale Anstieg der Meeresspiegel haben kann. Damit erwächst der Bedarf einer Klimafolgenforschung auch in kulturgeschichtlichen Fächern: Welchen Beitrag können sie leisten, sei es in der Vermittlung der Risiken an die Öffentlichkeit, sei es als Ansprechpartner der „etablierten“ Klimaforschung?

Der Vortrag umreißt zu Beginn die venezianische Situation und befasst sich dann mit den (geringen) Chancen, bedrohte Bauten durch Versetzung an einen sichereren Ort zu retten. Hierbei kommt eine Kulturregion in den Blick, die ähnlich wie Venedig nicht versetzbar ist und ebenfalls eine zentrale Rolle auch in der Musikgeschichte spielt: die Marschengebiete am Weltnaturerbe Wattenmeer. Ihre 600 Jahre alte Orgeltradition entfaltete sich als Teil einzigartiger Küsten-Lebensformen, die seit der Jungsteinzeit gewachsen waren.

 

 

Mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Freiburg und der Badischen Zeitung